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Blut verbindet alle

Sommerlager für hämophile Kinder am Schwarzen Meer

06.07.2010

Ein Besuch auf der Krim

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Unter Pinien sitzt ein alter Mann auf einer Holzbank und spielt Ziehharmonika. Zu den Klängen der russischen Volksweisen tanzen fröhliche Kinder. Gegenüber hat sich eine Gruppe von Erwachsenen zusammengefunden, die sich ihrerseits über die Fröhlichkeit der Kinder freuen. Auch sie genießen den lauen Sommerabend, tauschen sich jedoch über ein ernstes Thema aus: die Situation hämophiler Kinder in der Ukraine.

Faktorpräparate werden in der Ukraine vom Staat eingekauft und an die Krankenhäuser in den verschiedenen Regionen verteilt. Seit Anfang des Jahres steht allerdings im ganzen Land in den Kliniken kein Faktor mehr zur Verfügung. Da hämophile Kinder in der Ukraine meist keine Prophylaxe erhalten, treten bei vielen von ihnen häufig Blutungen auf, so dass sie mitunter schon früh erhebliche Gelenkprobleme bekommen. Die Mehrzahl der Jungen hat keine Möglichkeit, eine reguläre Schule zu besuchen, und wird von mehr oder weniger gut ausgebildeten Lehrern zu Hause unterrichtet. Daher haben die Kinder oft nur wenig Kontakt zu Gleichaltrigen.

In diesem Jahr konnte die Ukrainische Hämophiliegesellschaft mit Unterstützung von DHG und WFH erstmals ein Ferienlager für hämophile Kinder organisieren: 12 Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Landesteilen verbringen zusammen mit ihren Familien sowie einer Krankenschwester aus Odessa und einer Physiotherapeutin aus Lviv (Lemberg) zwei Wochen in einem Ferienheim auf der Krim. Für die Dauer des Lagers wird mit aus Deutschland gespendeten Präparaten bei allen Kindern eine Prophylaxe durchgeführt, so dass sie unbeschwert am Strand spielen und herumtoben können.

Die Physiotherapeutin arbeitet vormittags der Reihe nach mit den einzelnen Jungen und zeigt ihnen Übungen, die sie auch zu Hause selbständig ausführen können. Von Seiten der Krankenschwester bekommen Eltern und Kinder Anleitung zum Spritzen. Die restliche Zeit zwischen den ausgiebigen Mahlzeiten – schon zum Frühstück sind in der Ukraine drei Gänge nicht unüblich – verbringen die Familien meist am oder im Meer. Gelegentlich spielen die Kinder auch mit einem schwarzbraunen, herrenlosen Hund: Sie haben ihn übrigens spontan auf den Namen „Baxter“ getauft.

Bei unserem Besuch auf der Krim sind wir von allen sehr freundlich aufgenommen worden. Bereits am Flughafen empfing uns der Präsident der Ukrainischen Hämophiliegesellschaft in Begleitung von zwei Regionalvertretern. Da wir leider weder Russisch noch Ukrainisch sprechen, half uns eine junge Deutschlehrerin aus Kiew dabei, die Sprachbarrieren zu überwinden. Die Eltern im Lager erzählten uns offen von ihren Problemen und Sorgen sowie auch von ihren Hoffnungen, dass sich die Situation für ihre Kinder eines Tages verbessern wird. Für die Hilfe aus Deutschland sind sie sehr dankbar.

Die Unterstützung des Ferienlagers auf der Krim ist Teil eines „Twinning-Programms“ zwischen der Deutschen und der Ukrainischen Hämophiliegesellschaft. Künftig sind weitere gemeinsame Projekte und ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch der beiden Gesellschaften geplant. Zunächst steht nun die Teilnahme von drei ukrainischen Jungen an unserer Kinderfreizeit am Edersee an.

Anna Griesheimer