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Blut verbindet alle

Kanada zahlt Entschädigung

27.07.2006

für verseuchte Blutprodukte

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtete

VON GERD BRAUNE, 27.07.06, 06:57h

Ottawa - Die kanadische Bundesregierung zahlt Kanadiern, die durch verseuchtes Blut mit Hepatitis C infiziert wurden, eine Entschädigung. Entschädigt werden rund 5500 Menschen - die "vergessenen Opfer“ des Blutskandals der 80er Jahre, der als größte Tragödie des kanadischen Gesundheitswesens gilt. "Diese Männer und Frauen haben lange genug gewartet“, sagte Premierminister Stephen Harper.

Kanadas Hämophilie-Gesellschaft, die Interessengemeinschaft der an der Bluterkrankheit leidenden Menschen, würdigte die Entscheidung der Regierung. Gleichzeitig sagte der Sprecher der Gesellschaft, Davir Page aber auch: "Nichts kann die Gesundheit zurückbringen oder den Verlust von Angehörigen wettmachen.“

Hepatitis C ist eine chronische Lebererkrankung, die zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen kann. In den 80er Jahren wurden Tausende Kanadier bei Bluttransfusionen, Operationen und der Behandlung der Bluterkrankheit durch Blutprodukte mit Hepatitis C und mehr als 1000 mit dem Aidsvirus HIV infiziert - weil das Blut nicht auf diese Viren untersucht worden war.

Schätzungen gingen damals von 40 000 bis 60 000 Hepatitis-C-Ansteckungen aus. Für die HIV-Infizierten wurde bereits 1993 eine abschließende finanzielle Regelung getroffen. 1998 beschlossen die damalige liberale Regierung und die Provinzen ein Entschädigungspaket von 1,2 Milliarden Dollar für die Hepatitis-C-Opfer. Anspruch hatten aber nur diejenigen, die sich zwischen 1986 und 1990 infizierten. Begründung: In diesen Jahren gab es Tests, mit denen die Verseuchung des Bluts hätte aufgedeckt werden können. Das kanadische Rote Kreuz nutzte diese Möglichkeiten nicht. Erst 1990 wurde das regelmäßige Screening eingeführt.

Die von der Entschädigung ausgeschlossenen Opfer forderten jahrelang eine Gleichbehandlung. Nun setzt die konservative Regierung Harper ihr Wahlkampfversprechen um, alle Blutskandal-Opfer gleich zu behandeln. Mittlerweile ist das Ausmaß des Skandals auch klar. Es hat nicht ganz den befürchteten Umfang, ist aber immer noch schrecklich. Man geht von 10 000 bis 15 000 Hepatitis-C-Opfern aus. 4700 Erkrankte, die sich zwischen 1986 und 1990 infizierten, wurden bislang entschädigt, zudem erhielten 5000 Hinterbliebene Geld vom Staat. Die 5000 bis 6000 Menschen, die nun auf eine Entschädigung hoffen können, wurden meist vor 1986 infiziert.