dhg

Blut verbindet alle

Effektivität und Kosten der Prophylaxetherapie bei erwachsenen Patienten

08.10.2010

mit schwerer Hämophilie

Prophylactic_treatment_in_an_adult_patient_with_severe_hemophilia_effectiveness_and_costs.pdf

Auch beim diesjährigen Weltkongress fand eine Posterausstellung statt. Dabei wurden Beiträge zu wissenschaftlichen Studien, Projekten oder anderweitigen Informationen, die im Zusammenhang mit Blutgerinnungserkrankungen stehen, veröffentlicht.
Die DHG war mit einem Poster zum Thema „Effektivität und Kosten der Prophylaxetherapie bei erwachsenen Patienten mit schwerer Hämophilie“ vertreten, das unser Vertrauensmitglied Steffen Schlenkrich (Thüringen) verfasst hat.
Auf dem Poster wird an einem Patientenfall eine „on demand“-Behandlung im Jahr 2008 einer prophylaktischen Behandlung im Jahr 2009 gegenübergestellt.

Hier die deutsche Übersetzung des Posters:

Ausgangssituation:
Die Prophylaxebehandlung bei hämophilen Kindern ist heutzutage in vielen Ländern Alltag.  Bei erwachsenen Patienten ist diese Behandlungsform noch nicht Standardtherapie.
Viele ältere Patienten hatten in ihrer Jugend nicht die Möglichkeit zur Prophylaxe, so dass es zu schweren arthrotischen Veränderungen und Blutungen in verschiedene Gelenke kam.

Fallreport:
In dem beschriebenen Fall handelt es sich um einen 47-jährigen Patienten mit einem Gewicht von 73 Kilogramm und schwerer Hämophilie A, der nicht die Möglichkeit der Prophylaxebehandlung in seiner Jugend hatte.
Im Jahr 2008 hatte der Patient 29 Blutungen in die unterschiedlichsten Gelenke. Das führte zu 31 Ausfalltagen im Beruf. Zur Behandlung dieser Blutungen wurden 164.000 Einheiten Faktor VIII-Konzentrat verbraucht. Diese hohe Anzahl von Blutungen führte zu der Entscheidung, das Behandlungsschema von Bedarfsbehandlung auf Prophylaxe umzustellen. Hierzu wurde im Vorfeld die individuelle Halbwertzeit (8,3 Stunden) bestimmt. In diesem Zusammenhang wurde gemeinsam mit dem Behandler entschieden, jeden zweiten Tag 1.000 Einheiten Faktor VIII zu substituieren.

Ergebnisse:
Unter der Prophylaxebehandlung wurden im Jahr 2009 191.000 Einheiten im Vergleich zu 164.000 Einheiten im Jahr 2008 verbraucht. Dies entspricht einem höheren Verbrauch von ca. 16%. Im Gegensatz dazu konnte die Anzahl der Blutungen von 29 auf 4 (um 86%) reduziert werden. Außerdem sank die Anzahl der Arbeitsausfalltage von 31 auf 5 (um 84%).

Zusammenfassung:

  • In der Fallstudie konnte gezeigt werden, wie effektiv die Prophylaxebehandlung Blutungen auch bei älteren Hämophilen vorbeugen bzw. reduzieren kann.
  • Prophylaxe ist nicht wesentlich teurer als die Bedarfsbehandlung.  
  • Eine Prophylaxebehandlung beugt Folgekosten und Operationen vor. Außerdem können Kosten für Arbeitsausfall wesentlich reduziert werden.
  • Prophylaxe verbessert die soziale Situation (Vermeidung von Arbeitslosigkeit durch geringere Fehlzeiten) und die Lebensqualität