dhg

Blut verbindet alle

Nachruf Christoph Brill

28.06.2010

Die Region Rheinland-Pfalz/Saarland trauert um ihr ehemaliges Vertrauensmitglied

Ein Steuermann verlässt das Boot!

Mit einem Gefühl von Starre habe ich am 7. Juni 2010 die Nachricht von Christophs  Tod erhalten. Der Wunsch von Werner Kalnins, einen Nachruf zu verfassen, hat mich erst einmal erschreckt. Wie soll ich mit Worten beschreiben, was dieses Energiebündel für mich und uns in der Region als Freund, Weggefährte, Mitspieler, Kapitän oder „Landesfürst“ (so hat er sich selbst einmal in einem Kurzbericht über unser Schützenfest bezeichnet) bedeutet hat.

So sitze ich hier vor einem leeren Blatt Papier und versuche, die Eindrücke und Erlebnisse, die ich mit Chris gemeinsam erfahren durfte, wieder wachzurufen. Mit jedem Bild, das ich mir aus meiner Erinnerung aufrufe, wird meine Trauer im Bewusstsein der Tatsache: „Diese Erlebnisse kommen nicht wieder“, größer. Aber wie sagte Chris: „Es muss einfach – besser – weitergehen!“

Irgendwann im Jahre des Herrn 2003 haben wir in der Region Rheinland-Pfalz/Saarland eine Weihnachts- oder Jahresabschlussfeier geplant und durchgeführt.

Ulla (Ursula Reeg) hatte die Leitung, und bei den Vorbereitungen kam auch eine Anmeldung von zwei Personen aus Marpingen-Alsweiler. Der Name Brill war wohl auf unserer Mitgliederliste, aber sich jemanden darunter vorstellen konnte keiner von uns Planern.

Bei der Veranstaltung traten zum ersten Mal zwei waschechte Saarländer auf: Christoph und Gudrun Brill. Christoph stellte sich mit den Worten vor: „Ich bin Christoph Brill, der Neue! Ich komme jetzt öfter!“ Und er kam öfter. So oft, dass er kurze Zeit später zum Vertrauensmitglied der Region gewählt wurde.

Viel später einmal hat er mir erklärt, dass er bis dahin mit seiner Hämophilie nichts anfangen wollte. „Ich bin ein ganz normaler junger Mann, der zwar eine chronische Erkrankung hat, diese aber nicht zu seinem Lebensinhalt machen möchte.“ Diese Worte hat er zwar nie vergessen, aber er hat sehr wohl in einem gewissen Maß seine Erkrankung, und zwar für uns alle, zu einem seiner Lebensinhalte werden lassen: Nicht als Krankheit, sondern als Gelegenheit, um anderen, die ein ähnlich lästiges Päckchen von Mutter Natur auf den Rücken geschnallt bekommen haben, darin anzuleiten, wie man diesen Rucksack so tragen kann, dass er einem beim Wandern auf dem Lebensweg nicht als Last erscheint.

Mein Bildervorrat von Aktionen der DHG, ob nun in der Region oder bei bundesweiten Veranstaltungen entstanden, ist relativ groß. Aber zu meinem eigenen Erstaunen habe ich nur sehr wenige Bilder von Christoph, auf denen er alleine zu sehen ist. Das macht mir jetzt noch einmal klar, dass er nie für sich alleine unterwegs war. Entweder war er umringt, weil er gerade wortreich und mit großen Gesten irgend etwas erklärte oder er hat mal wieder aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz den Jungen, die er wie Motten um das Licht um sich versammelte, aus seinem Leben berichtet.

Er war ein Motor in unserer Region und vor allem begeisterter Mentor der Jugendvertretung. Viel weitsichtiger als ich selbst hat er erkannt, dass unsere Gesellschaft ohne die Jugend keine Zukunft hat.

Was Christoph uns allen in der Region bedeutet hat, kann ich am besten mit zwei Zitaten von Peter Klingensteiner von der 50-Jahr-Feier in Fulda wiedergeben, als Peter sich mit seinen Regionalvertretern im Schlepptau und der Frage: „Dürfen wir uns zu euch setzen?“, an unserem Tisch Platz nahm und fortfuhr: „Ihr erscheint hier wie ein Rollkommando der Region Rheinland-Pfalz/Saarland.“ Er hatte Recht! Und unser Kommandant hieß CHRISTOPH BRILL. Er hat uns mit seiner erfrischenden, unbeugsamen und stets gute Laune verbreitenden Art zu einer Gemeinschaft zusammengeführt. Ich bin stolz, dass ich dieses kurze Stück Lebensweg gemeinsam mit ihm gehen durfte.

Lieber Christoph, in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Das eine ist das DHG-Herz, das dich als treibende Kraft vermissen wird, wenn mal wieder eine Veranstaltung mangels Teilnehmern abgesagt werden muss, und ich an dein Vorbild denken werde, nicht in Schockstarre zu verfallen, sondern einfach eine neue, bessere Veranstaltung zu planen und anzubieten. Mein anderes Herz wird dich schon jetzt als Freund und gut gelaunten Kumpel vermissen.

Ich bin mir sicher, dass du auch im Himmel nur für kurze Zeit der „Neue“ sein wirst. Du wirst diesen „einnehmen“ wie eine Festung.

Danke, dass es dich gibt – wenn auch jetzt nur noch in den vielen Bildern in meiner Erinnerung.

Tschau Chris.

Dein Matthias