Kinder- und Jugendfreizeiten
Die Termine der Freizeiten finden Sie in unserem Terminkalender. Für weitere Informationen und zur Anmeldung Ihres Kindes kontaktieren Sie bitte unsere Geschäftsstelle.

Bereits seit 20 Jahren organisiert die DHG jährlich Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche mit Gerinnungserkrankungen. Die teilnehmerstärkste Freizeit findet jährlich in den Sommermonaten am Edersee in Nordhessen statt. Zudem gibt es in jedem Sommer eine weitere, kleinere DHG-Freizeit in Bayern.
Die zweiwöchige Ederseefreizeit bietet Plätze für 40 Kinder (8-14 Jahre) und 10 Jugendliche (15–17 Jahre). Die Zielgruppe besteht nicht nur aus Betroffenen, sondern auch aus Geschwistern und Freunden. Gerade für die Schwestern von Hämophilen, die oft selbst Konduktorinnen sind, ist es sehr sinnvoll, mehr über den Umgang mit der Erkrankung zu erlernen.
Gemeinsame Aktivitäten zeigen den Kindern mit einer Blutgerinnungsstörung, an welchen Aktionen sie problemlos teilnehmen können und an welchen nicht. Aktivitäten, die grundsätzlich für Hämophile eigentlich nicht geeignet sind, werden oftmals in abgewandelter Form umgesetzt, um das Verletzungsrisiko zu verringern. So erlernen die Kinder frühzeitig, dass sie nicht auf alles verzichten müssen, wenn sie kreative Wege suchen, um Verletzungen zu vermeiden.
Doch es geht nicht nur um Freizeitspaß. Den Kernbestandteil der Freizeiten bilden zwei wesentliche Punkte: das Erlernen bzw. Festigen der Heimselbstbehandlung sowie die Stärkung der Selbstständigkeit im Rahmen der Erkrankung. Zum einen ermöglicht die Distanz von den Eltern vielen Kindern erstmals eine eigenständige Auseinandersetzung mit ihrer Erkrankung, zum anderen können sie sich mit gleichaltrigen Betroffenen austauschen. Durch die ständige medizinische Begleitung wird das Erlernen der Heimselbstbehandlung in hohem Maße gefördert und eine sofortige Intervention bei Verletzungen sichergestellt. Viele Eltern geben hier ihre Kinder erstmals für einen längeren Zeitraum in fremde Obhut, so dass auch die Eltern neue Erfahrungen sammeln können.
Die Betreuer dieser Freizeiten sind nahezu ausschließlich selbst Betroffene, Angehörige oder Freunde von Betroffenen. So findet sich die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen gleichermaßen in den Betreuern widergespiegelt.






Kinder und Jugendfreizeit am Edersee 2019
Im Jahr 2019 stand zum 21. Mal die Kinder- und Jugendfreizeit am Edersee auf dem Terminkalender, und dieses Jahr versprachen die Anmeldezahlen erneut eine ordentliche Herausforderung für alle Beteiligten. Die Freizeit war bis auf den letzten Platz ausgebucht, und so machten sich 40 Kinder und 12 Jugendliche am 21. Juli auf den Weg zur Jugendherberge in Vöhl. Dort wurden sie bereits von 12 Betreuern, einem Arzt, einem Krankenpfleger sowie von mir (Kevin) als neuem Campleiter erwartet.
Und schon am Anreisetag freuten wir uns nicht nur über die vielen neuen Gesichter, sondern auch über die zahlreichen „Wiederholungstäter”, die uns auch ganz ohne Kennenlernspiele schon mit unseren Namen begrüßten.
Entsprechend der mittlerweile eingespielten Tradition startete der erste Tag dann nach dem gemeinsamen Mittagessen doch mit Kennenlernspielen und der Gruppenwahl für die erste Woche.
Beginnen wir doch einmal mit einer der klassischen Gruppen:
Die Sportgruppe
Wie man dem Namen schon entnehmen kann, richtete sich die Sportgruppe auch in diesem Jahr wieder an Kinder mit hohem Bewegungsdrang und bot ein vielfältiges Angebot an sportlichen Aktivitäten. Angefangen von Spielen wie z.B. Frisbee, Tischtennis sowie verschiedensten Ballspielen bis hin zu Bogenschießen oder Schwimmen und Toben im See nutzte die Sportgruppe das Gelände der Jugendherberge voll aus. Da die Umgebung rund um den Edersee aber viel mehr zu bieten hat, durften Ausflüge, wie zum Beispiel eine Wanderung zur Sommerrodelbahn, natürlich nicht fehlen.
Handwerk
Auch für die kreativen Köpfe konnten wir in diesem Jahr natürlich wieder eine Gruppe anbieten. Als die Idee an mich herangetragen wurde, eine Woche lang mit einer Gruppe Kindern handwerklich zu arbeiten und für jeden ein Insektenhotel zu bauen, war ich begeistert, aber auch etwas kritisch, ob diese Idee sich in die Praxis umsetzen lässt. Aber nur wer wagt, kann auch gewinnen… Es wurde fleißig ausgemessen, gesägt und gebaut. Zum „Befüllen“ nutzte die Gruppe nicht nur vorhandenes Material, sondern sammelte auch auf einer Wanderung vom Edeka zur Jugendherberge im Wald das ein oder andere „Mobiliar“ für die zukünftigen Bewohner ihrer „Hotels“. Nachdem die Hotels mit ausreichend Auswahl für jeden zukünftigen Mieter ausgestattet waren, durfte natürlich ein individueller Anstrich der Behausungen nicht fehlen. Nebenher gab es auch ausreichend Abwechslung, um sich beim Baden im See oder bei einem spontanen Tischtennisturnier zu verausgaben.
S.T.U.
Was wäre das Jahr 2019 ohne eine Gruppe, die sich mit der Frage beschäftigt „Wie können wir dabei helfen, die Umwelt zu schützen?“ Und genau dieser Frage stellte sich die Gruppe „Save the Universe“ (kurz S.T.U.). So begann die Gruppe mit einer Informationsrunde zum Thema Müll. Entgegen der ersten Erwartungen traf diese Gruppe genau den Nerv der Kinder. Der Thematik folgend konnten die Teilnehmer sich ihre eigenen Einkaufstaschen gestalten, welche hoffentlich zuhause auch regelmäßig bei den Haushaltseinkäufen zum Einsatz kommen. Am zweiten Tag sammelten die Kinder und Betreuer auf dem Weg zum nahegelegenen Edeka im Wald den umherliegenden Müll ein. Somit konnten auch wir einen kleinen Teil dazu beitragen die wunderschöne Region rund um den Edersee für die Zukunft zu bewahren. Zwischendurch streuten die Betreuer immer wieder interessante Experimente in die Gruppenplanung ein (z.B. Wasserproben, der Bau eines Solarofens). Zum Abschluss stand noch ein Besuch im Tierpark auf dem Programm, bei dem vom Streichelzoo über ein Tier-Quiz bis hin zur Greifvogelschau alle Wünsche abgedeckt werden konnten.
Jugend, Woche 1
Üblicherweise hebt sich die Jugendfreizeit etwas von der Kinderfreizeit ab. Zwar gibt es durchaus auch gemeinsame Aktivitäten, allerdings versuchen wir, die Jugend aktiv mit in die Gestaltung ihrer eigenen Freizeit einzubinden. Das gelang den Betreuerinnen und Betreuern auch in diesem Jahr wieder hervorragend, und so konnte die Jugend bereits am Ende der ersten Woche ein vielfältiges Programm vorweisen. Besuche der Sommerrodelbahn, eines Freizeitparks, des Freibades oder des Kinos boten den Rahmen für jede Menge kleinere Aktivitäten. So nutzte man die Kombination aus gutem Wetter und einem See direkt vor der Tür mehr als ausreichend zum Schwimmen oder Kanu fahren.
Besonders erwähnenswert war auch in diesem Jahr die Beteiligung der Jugend an diversen Aktivitäten der Kinderfreizeit. Die Planung des Abendprogramms, die Aufgabe des DJs während der Disco oder die Unterstützung beim Auf- und Abbau der Hüpfburgen sind nur ein paar der Punkte, die ich hier noch einmal lobend erwähnen möchte.
Gemeinsame Aktivitäten
Da die Teilnehmer den größten Teil des Tages in ihren Gruppen verbringen, haben wir uns dieses Jahr drei Tage Zeit genommen, um ein paar Aktivitäten als große Gruppe mit allen gemeinsam zu gestalten. Am Donnerstag gab es für alle Teilnehmer eine Überraschung in Form von drei Hüpfburgen. Von Springen über Rutschen und Rennen bis hin zur Wasserschlacht bot unser „kleiner Freizeitpark“ für jeden das Richtige. Am Wochenende mussten wir die Gruppe zweiteilen, da jeweils für den halben Tag Windsurfen auf dem Programm stand, und wir nicht mit allen zeitgleich surfen konnten. Während also die Hälfte der Teilnehmer sich in Wind und Wellen werfen konnte, hatte der Rest im Camp Zeit für Ruhe und erholsame Aktivitäten. Nach der extrem warmen Woche war dies auch wirklich nötig, und so bot die freie Zeit auch ausreichend Luft für spontane Aktivitäten wie z. B. eine ausgedehnte Wasserschlacht, Tischtennis, gemeinsame Spiele und das Vorbereiten der Disco und des Kinos. Denn wie bereits in den vergangen Jahren standen auch diese beiden Punkte fest auf dem Veranstaltungsplan. Abgerundet wurde das Wochenende mit dem traditionellen Burger-Grillen sowie der Gruppen- Präsentationen der ersten Woche.
Nebenbei wechselten am Wochenende auch das Team des MedPoints sowie einige Betreuer, so dass auch hier noch einmal „frischer Wind” in die Freizeit kam.
Spritzenkurse
Die Spritzenkurse und das Spritzen sind ein zentraler Teil der Freizeit, gliedern sich aber ganz selbstverständlich in den Tagesablauf ein. Die morgendlichen „Spritzenrunden” im MedPoint, bei denen Kinder, Jugendliche und Betreuer gemeinsam nebeneinander sitzen und so voneinander lernen können, gehören genauso zum zentralen Konzept der Freizeit wie die für unterschiedliche Altersgruppen angepassten Spritzenkurse. Dort haben die Kinder nicht nur die Möglichkeit, das Spritzen unter ärztlicher Aufsicht zu erlernen bzw. zu verbessern, sonder es wird auch zusätzlich jede Menge Wissen vermittelt.
Vom Üben mit „künstlichen Venen” über Gespräche und Fragerunden bis hin zur Diskussionen über Themen wie „neue Behandlungsmethoden”, „Behandlung der Hämophilie in anderen Ländern”, „Änderungen im Schwerbehindertenrecht” und „GSAV” wurde in den unterschiedlichen Spritzenkursen immer altersgerecht eine Möglichkeit geboten, Neues zu lernen oder Fragen zu stellen. Auch gerade für die nicht direkt betroffenen Geschwister, Freunde oder Kinder von Betroffenen ist dies eine Möglichkeit, etwas über die Gerinnungsstörungen zu lernen und mögliche Ängste abzubauen.
Trotz der großen Teilnehmerzahl konnten wir dieses Jahr bereits am ersten Wochenende vermelden: „Alle haben Spritzen gelernt!” Dies wurde natürlich auch mit entsprechenden Urkunden und einem kleinen Andenken gefeiert.
Survival
Diese Gruppe bietet jedes Jahr neue großartige Ideen, mit denen die Kinder mehr über den Wald und ihre Umgebung lernen können. In diesem Jahr standen die Region „Nationalpark Kellerwald und seine Bewohner" im Mittelpunkt. So besuchte die Gruppe das interaktive Naturerlebnis-Zentrum, lernte die Tiere der Umgebung kennen und scheute auch nicht die Übernachtung im Zelt. Für das Überleben in der Wildnis gab es ebenfalls einige hilfreiche Tipps und Tricks: So konnten die Teilnehmer zum Beispiel Dosentelefone basteln, mixten ihren eigenen Power Shake und erlebten Abenteuer in der Wildnis. Natürlich musste die Gruppe nicht auf den See verzichten, und so bot ein Erste-Hilfe Kurs fürs Wasser den idealen Einstieg für eine kleine Kanutour.
Social Media
Das Thema „soziale Medien“ beschäftigt heute sicherlich alle Generationen. Da wir während der Freizeit leider auf Handynetz und somit auch auf Internet verzichten müssen, bot die Gruppe „Social Media" die Möglichkeit, einige Aktivitäten, die man sonst nur aus dem Netz kennt, selbst zu erleben. So besichtigte man etwa ein Goldbergwerk – inklusive der Möglichkeit, selbst nach Gold zu schürfen – so dass der ein oder andere sein ganz eigenes „Goldstück” mit nach Hause nehmen konnte. Auch der Besuch einer Alpakafarm stand auf dem Programm. Natürlich standen auch die Punkte Ernährung und Fitness auf dem Wochenplan. Also entwarf die Gruppe ihre eigenen gesunden Smoothies sowie ihre eigenen Workouts und präsentierte diese dem Rest des Camps. Wegen des warmen Wetters gab es an einem Nachmittag eine ausgiebige Wasserschlacht. Um ein Andenken für die Teilnehmer zu gestalte, färbte man das Wasser mit Lebensmittelfarbe ein und „designte” so ganz nebenbei (ausgestattet mit weißen T-Shirts) modische Kleidung für den Alltag.
Kanu
Die in den letzten Jahren etablierte Wandergruppe verlagerte sich in diesem Jahr aufs Wasser und nutzte den See für eine ausgedehnte Kanutour mit Übernachtungen auf dem Campingplatz. Zu Beginn der Tour standen das gemeinsame Kennenlernen der Kanus und das Erlernen der notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse, um diese lange Tour zu überstehen. Auch das Packen der erforderlichen Campingausrüstung wurde ausführlich geplant und nahm einige Zeit in Anspruch. Planmäßig konnte dann am Dienstagvormittag aufgebrochen werden. Drei sehr schöne und erlebnisreiche – wenn teils auch recht anstrengende – Tage standen bevor.
Jugend, Woche 2
Nach der „vollgestopften“ ersten Woche und dem anstrengenden Wochenende startete auch unsere Jugend eher ruhiger in die zweite Woche und nutzte den Montag, um gemeinsam mit den Betreuern die für den Abend für die Kinder angedachte „Nachtwanderung mit Gruselfaktor” zu planen. Hierbei konnten unsere möglicherweise zukünftigen „Nachwuchs Betreuer“ schon einmal sehen, was es bedeutet, für 40 Kinder jeweils altersgemäß eine gemeinsame Aktivität zu planen.Wie bereits aus den letzten Jahren gewohnt, wurde die Nachtwanderung für alle Teilnehmer ein voller Erfolg und ein großer Spaß.
Den Rest der Woche behielt die Jugendgruppe diese positive Stimmung bei und konnte uns bei vielen kleinen wie auch größeren Aufgaben und Problemen sehr gut unter die Arme greifen. Die Planung und Umsetzung eines eigenen Abendprogramms (Jugend-SOG) oder die Abholung der Kanus vom Campingplatz, um die Kanugruppe zu entlasten, sind nur zwei Beispiele, die uns als Betreuern ungemein geholfen haben, die Aktivitäten für die Kinder ideal durchzuführen.
Die Hilfsbereitschaft der Jugendlichen sollte nicht unbelohnt bleiben. Mit Besuchen in der Kletterhalle oder dem Golfplatz durften sie noch einmal Sportarten kennenlernen, die viele der Teilnehmer noch nie vorher ausprobieren konnten.
Abreisetag
Der Freitag der zweiten Woche stand ganz im Zeichen der Abreisevorbereitungen : Aufräumen, Hütten reinigen, Koffer packen (inklusive Kleider suchen…).
Unser letzter gemeinsamer Abend wurde dann noch einmal durch den Besuch eines Eiswagens an der Jugendherberge sowie der Gruppen-Präsentationen abgerundet.
Gerne möchte ich mich hiermit noch einmal bei allen Teilnehmern sowie den Betreuern und dem medizinischen Team bedanken: Ihr wart klasse, und ich hätte mir mein erstes Jahr in neuer Funktion nicht schöner vorstellen können.
Bis zum nächsten Jahr, ich warte dort auf Euch!
Kevin Marschall








